Freitag, 6. November 2009

Hier und nicht da

Jetzt bin ich seit einem Monat wieder hier.
Und schnell wird man vom Alltag eingeholt.
In Rumänien hatte ich genügend Vorstellungen wie mein Leben in Deutschland weitergehen soll, hier wird man schnell von der sogenannten Realität eingeholt.
Wie gehts weiter, wie soll ich Geld verdienen, wo will ich wohnen, was will ich mit meinem Leben anfangen, und so weiter.
Da kann man schnell in Panik geraten, zumal jetzt mein letztes Geld aufgebraucht ist.
Vielleicht sollte ich doch noch mal ein paar Tage mit sinnloser Arbeit verbringen? Konsumschrott durch die Gegend fahren und danach in die Tonne treten.
Nein, ich habe mir fest vorgenommen, davon in Zukunft die Finger zu lassen. Wenn ich einmal wieder damit anfange, komme ich nicht mehr weg davon.
Und ich errinnere mich an das, was ich auf der Reise gelernt habe. Es findet sich immer ein Weg. Es geht immer weiter. Und es ist vollkommen überflüssig, ja sogar hinderlich, zu verzweifeln.
Ich bin mit einem 30 Jahre alten Krankenfahrstuhl ans schwarze Meer gefahren und hab dafür kaum Geld gebraucht, ich sollte die Schwierigkeiten hier als Herausforderung sehen.

Achja, falls tatsächlich noch jemand den Blog verfolgt, hier ein kleines Video von der Fahrt:

Dienstag, 13. Oktober 2009

Das letzte Stueck ist das Schwierigste

Das letzte Stück wurde anstrengender als alles was ich bisher gefahren bin. Am ersten Tag fuhr ich durch den Regen von Chemnitz bis kurz vor Eisenach und baute mein Zelt, oder was davon noch uebrig ist, auf einem matschigen Feld auf.

Doch am naechsten Tag wurde es richtig anstrengend. Es begann damit, dass die Motoraufhängung wieder abriss und der Motor wieder an einer kleinen Schraube hing. Ich befestigte ihn wieder mit jenem Metallstück, dass mir schon am Anfang meiner Reise gute Dienste geleistet hatte. Denn es war Sonntag und somit gabs keine Möglichkeit die Aufhängung richtig zu schweissen.
In Eisenach gabs dann die ersten Umleitungen, es sollten nicht die letzten sein.
Umleitungen stellen einen Duofahrer vor ein größeres Problem, da die Ersatzstrecken oft über Berge gehen, die nicht bezwingbar sind. Also versuchte ich die Strecken trotz Baustellen zu befahren, was erstaunlich oft gelang. Die Bauarbeiter protestierten zwar, aber da ich sie nicht verstand , nickte ich ihnen nur freundlich zu und brauste durch den frischen Teer zwischen Dampfwalzen und anderen großen Fahrzeugen durch.
Geht doch. Es regnete weiterhin und kurz vor Gießen platzte einer meiner Reifen. Natürlich das Antriebsrad. Das Rad ließ sich zwar wechseln, aber mittlerweile wurd es dunkel und ich war klatschnass. Ich hätte Freunde in Gießen besuchen sollen, aber ich habe Knotters Telefonnummer, genauso wie alle anderen, mit meinem Handy in den Karpaten verloren.
Also musste ich weiter und es gelang mir schließlich, viele Umleitungen später bei meinen Eltern anzukommen.
Achja, ich würd mich freuen, wenn mich der ein oder andere mal anruft oder seine Nummer schickt, ich hab - wie gesagt - alle Telefonnummern verloren und würd gern nächste Woche mal nach Mainz fahren.
Meine neue Nummer ist (ohne die Buchstaben ;-): 0fu15cks78pa24mb54ot529.

Viele Grüße und vielen Dank an alle die diesen Blog bis jetzt verfolgt haben! Ich werd sicherlich irgendwann noch ein bisschen was schreiben, also guckt demnächst mal wieder rein.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Fast daheim

Vor zwei Tagen hab ich in Tschechien endlich den Unfall verursacht auf den ich schon so lange gewartet hatte. Ich stand am Straßenrand und plante gerade meine weitere Route, als eine Kolonne Autos vorbeifuhr, die sich mal wieder den Hals nach meinem Duo verrenkten.
So bemerkte keiner den Stau vor einer Baustelle und batsch, da war es wieder, das Gerausch steigender Versicherungsbeitraege. Aber ich war immer noch nicht in Deutschland und so stiegen beide Fahrer aus, begutachteten den Schaden, der Vordermann sagte: "Tak, Dobri", der Hintermann sagte auch sowas wie "Gut" und beide fuhren weiter als wär nichts geschehen. Wars ja eigentlich auch nicht, dafür sind Stossstangen ja da, auch wenn sie aus Plastik sind.
Ich hab übrigens lange mit mir gerungen, ob ich nicht noch Polen einen Blitzbesuch abstatten sollte, aber mich dann dagegen entschieden, da das zusätzlich Geld gekostet hätte und ich nicht genau wusste wann Nachschub eintrifft. Ausserdem wird es langsam kalt und für ein Winterabenteuer bin ich schlecht ausgerüstet. Also hab ich mich dagegen entschieden jetzt noch zusätzlich gegen Osten zu fahren und mir gedacht: "Heim. Es Reicht".
Aber wolang? Über Bayern wollte ich nicht, da ich dann wahrscheinlich einen Kulturschock bekommen hätte. Außerdem hatte mir dort auf dem Hinweg so ein braungebrannter Yuppie im Cabrio-BMW den Mittelfinger gezeigt. Dreckspack, da arbeitet man jahrelang um solchen Sozialschmarotzern das Auto zu finanzieren und dann muss man sich sowas gefallen lassen.
Naja, jedenfalls hatte ich keine Lust auf Bayern und so bin ich die Elbe nach Dresden runter gefahren und bin gestern wieder in Deutschland eingetroffen. Der Gegenwind mit dem ich seit ein paar Tagen zu kämpfen hab entwickelte sich in der sächsischen Schweiz zu einem regelrechten Sturm und so kam ich nur langsam voran.
Trotzdem schaffte ich es noch vor Einbruch der Nacht bis Chemnitz, dort sitze ich grade bei Alex und schreibe diesen Text.
Bis bald, Sebastian.

Montag, 5. Oktober 2009

Bratislava

Ungarn hatte doch was Gutes: Ich konnte es nach 24 Stunden wieder verlassen...
Trotzdem kostete mich der Spass so viel wie eine Woche Rumaenien. Sicherlich tu ich dem schoenen Land unrecht, wenn ich es so beschimpfe, aber ich hab dort einfach kaum gute Erfahrungen gemacht. Nachdem ich mir nachts fast den Arsch abgefroren hab, weil mein Zelteingang kaputt war und Nebel auf zog, wurde ich morgends mit Frost begruesst. Kaum vorstellbar, nachdem ich zwei Tage vorher noch im Unterhemd rumgelaufen war.
Mein einziges Gespraech dort drehte sich auch lediglich darum, dass mir jemand erzaehlte, dass der Zigeuner neben ihm ein Scheisse-Mensch waer. Dayu kommt noch, dass die Ungarn genauso kriminell Auto fahren wie die Rumaenen. Aber die Rumaenen lachen dich wenigstens nett an, waehrend sie dich fast uebern Haufen fahren, die Ungarn glotzen nur bloed.
OK, nicht alle. Trotzdem bin ich schnell wieder raus aus Ungarn und statt dessen ein laengeres Stueck durch die Slowakei. Warum die ausgerechnet hier den Euro haben bleibt mir ein Raetsel. Aber schoen isses hier. Trotzdem werde ich versuchen heute noch nach Tschechien durchzufahren, wenn ich diese riesige Stadt, umgeben von Einkaufszentren in absehbarer Zeit verlassen kann. Viele Gruesse, Sebastian

Samstag, 3. Oktober 2009

Ungarn bin ich hier

Heute bleibt der Oberlehrer zuhause, ausserdem hat ja wahrscheinlich eh keiner seine Hausaufgaben gemacht ("Schau ich mir irgendwann mal an, aber grad heut nicht.") :-)

Statt dessen gibts ein bisschen Schweinkram von meiner letzten Nacht in Romania zu berichten.

Gestern abend dachte ich kurz, dass mich mein Glueck verlassen haette, als ich mir einen Schlafplatz suchen wollte. Ich hatte die Strasse verlassen und fuhr schon ewig einen Waldweg lang, aber links gings hoch in den Wald und rechts gab es zwar Wiesen und tolle Plaetze, die waren aber fuer mein Dreirad aufgrund von Hoehenunterschieden unerreichbar.


Als ich kurz davor war aufzugeben, tat sich ploetzlich der ideale Zeltplatz auf und ich musste nur einen kleinen Bach durchfahren um ihn zu erreichen. Das hat auch geklappt, lediglich die Stossstange ging mal wieder drauf. Gut alles hat seinen Preis (In diesem Fall einen Kabelbinder).

Also baute ich mein Zelt auf und bekam kurz darauf Besuch von einem Ferkel. Super, da kauf ich mir einmal Schweinefleisch und genau dann taucht hier dieses suesse Vieh auf um mir mit seinen braunen Augen ein schlechtes Gewissen zu machen.
Doch als ich dann Feuerholz sammeln, machte sich das Tier selbst ueber mein Fleisch her. "Hau ab, du Schwein" schrie ich, denn das Fleisch war schweineteuer gewesen, teuerer als bei uns, aber dafuer wohl aus keiner Massentierhaltung. Tatsaechlich scheinen die Preise in den kleinen rumaenischen Laeden voellig willkuerlich festgelegt zu sein, manchmal kosten die Sachen das dreifache von dem, was sie 100 Meter weiter gekostet haetten. Ich habs mir verkneifen koennen in den neuen deutschen Supermaerkten einzukaufen, die hier - dank EU-Erweiterung - ueberall aus dem Boden spriessen. So werde ich nie erfahren wie ein rumaenisches Kaufland, Aldi, Real oder Penny von innen aussieht. Wahrscheinlich voller Westprodukte, bereit die rumaenische Wirtschaft den gleichen Weg, wie die der DDR gehen zu lassen. Egal jetzt, wo war ich? Achja, ich rannte dem Schwein hinterher, schwang dabei meinen Hammer in der Hand und schliesslich gab das Schwein das Fleisch seines Artgenossen wieder her. "Selbst schuld" dachte ich und grillte bis ich Bauchweh bekam.




Heute morgen stand ich noch vor Sonnenaufgang auf und fuhr Richtung Grenze.
Zuvor kam jedoch das Schwein mit seiner Familie zurueck und zerstreute meinen sorgsam gesammelten Muell. Von der Fleischpackung blieben nur wenige Styroporreste, der Rest verschwand so schnell in den Schweinemaegen, dass ich mich nicht traute einzugreifen.
Weiter gings Richtung Ungarn, doch kurz vor der Grenze fing mein Krankenfahrstuhl an zu stottern. Ich hatte sehr knapp mit dem Sprit kalkuliert und mein letztes Geld lieber fuer ein kleines Bierflaechschen (1L) und Zigaretten ausgegeben. Ich schaltete auf Reserve, aber immer das Problem blieb.


Ich machte den Vergaser als Schuldigen aus, doch der machte genau das was er sollte und vergaste nach Plan. Er war also von jeder Schuld freizusprechen. Schnell fand ich jedoch den wahren Uebeltaeter. Es war lediglich die Zuendkerze, die ich leicht vom groessten Dreck reinigen konnte. Und schon lief die Maschine wieder und ich konnte endlich das Land verlassen, das mir so gut gefaellt.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Immer noch Transylvanien

Die letzten Tage hab ich nur wenige Kilometer zurueckgelegt und mir wieder mal den Kopf zerbrochen, was ich jetzt wo ich nach Deutschland zurueckkehre, dort anstellen soll. Gestern abend hatte ich dann endlich eine gute Idee, wie ich mein Leben gestalten kann, wie ich leben soll und was man machen kann.
Ich werde zu gegebener Zeit davon schreiben, aber ich moechte das erstmal ein bisschen ausarbeiten, bevor ich Euch mit unfertigen Ideen zulabere.
Auch wenn ich lieber hier leben wuerde, wo die Menschen relaxed leben, wos gutes Essen und wenig Stress gibt, will ich doch nicht ganz alleine hier leben.
Nachdem ich jetzt fast 40 Tage allein unterwegs bin, fang ich sogar an diese staendigen Schoenreder und Schreibtischtaeter zu vermissen, die ja nichts dafuer koennen, dass sie an der Uni gelernt haben, dass unser Weg alternativlos ist. Aber ein bisschen mehr zuhoeren koenten sie ja schon.
Oder ich machs so, wie wirs an der Uni gelernt haben: "Bevor, ihr mir widersprechen duerft, muesst ihr erstmal auf mein Level kommen!"
Allerdings waeren meine Lektionen Videodokumentationen (verbunden mit der selbststaendigen Recherche im Internet)

fangt hiermit an:

http://video.google.de/videosearch?q=es+began+mit+einer+luege&emb=0#

dann vor allem den hier:

http://video.google.de/videoplay?docid=1338572241371195960&ei=lbTESvvfLqDc2gLhts3bBg&q=zeitgeist+#

dann das hier, wenn euch positive Altternativen interessieren:
http://video.google.de/videoplay?docid=1352552668588051041&ei=VbTESqy2GqSk2AKmrrXzBg&q=zeitgeist+addendum#


und dann vergesst nicht, euch selbst zu informieren: zB hier http://www.nuoviso.tv/dokumentationen/

Soweit dazu, ich fahr jetzt weiter nach Norden um mir noch den Rest Rumaeniens anzusehen, dann gehts nach Hause.

Viele Gruesse aus Transylvanien!



Montag, 28. September 2009

In den sieben Bergen

Hab ich euch von meinem HLP46 Problem erzaehlt? Wohl nicht. Sofern ihr kein Duo fahrt, wisst ihr wahrscheinlich nicht mal was das ist. Es handelt sich nicht um eine neue Form der Vogelgrippe (was ist aus der eigentlich geworden?), sondern um ein spezielles Hydraulikoel, was fuer die halbautomatische Kupplung unverzichtbar ist. Ich hatte einen ganzen Liter dabei, aber bei einem Oelwechsel hat der Wind mir einiges verschuettet und dann hat mein Motor auch noch angefangen zu tropfen, so dass ich immer ordendlich nachschuetten muss.
Und neulich war ich auf der Autobahn, jaja ich weiss, Autobahn.
Ueber die Donau gings nur ueber die Autobahn oder ich haette ueber 100 Kilometer Umweg machen muessen. Also hab ich im Vorfeld einige Leute gefragt, ob es einen anderen Weg gaebe und habe alle moeglichen, voellig verschiedenen AUskuenfte bekommen. Zuletzt habe ich an einer Tankstelle gefragt. Aber der Typ hat immer nur mit Da (Ja) geantwortet, auf alles was ich sagte. Also war es entweder kein Problem, mit dem Duo dieses Stueck Autobahn zu fahren, oder Typ war voellig verbloedet. Und ploetzlich war ich auf der Autobahn. Und kaum bin ich drauf, kommt ein sehr unangenehmes Geraeusch aus dem Motor. Eine boese Ahnung ueberfiel mich, wann hatte ich das letzte Mal Getriebeoel nachgefuellt? Und tatsaechlich, als ich den Kupplungsdeckel abmachte, kam Rauch raus. Rauch! Selbst ein Laie sieht, dass das nicht gut ist. Aber die Simsonmotoren sind nicht so nachtragend wie der neumodische Plastikdreck und nachdem ich mein letztes Getriebeoel reingeschuettet hatte, gings weiter.

Jetzt hatte ich allerdings das Problem, dass ich dieses spezielle Oel brauchte, da die Kupplung nur bei diesem richtig greift. Also musste ich wieder mal in einer fremden Stadt umherirren und suchen. Jetzt erklaer mal den Leuten, dass du Hydraulikoel, aber fuer ein Getriebe, brauchst, dass aber fuer hohe Temperaturen geeignet sein muss und eine ganz bestimmte Viskositaet haben muss. Naja, schliesslich habe ich genau mein HLP 46 gefunden und mit einer grossen Flasche Bier (2 Liter) gefeiert. 

Inzwischen habe ich wieder die Donau ueberquert und gestern bin ich erneut durch die Karpaten. Ja, richtig gehoert, ich befinde mich so langsam auf dem Rueckweg.  Die Alternative waere gewesen, in Istanbul ohne Geld dazustehen und irgendeinen Job anzunehmen.

Was vielleicht auch ganz interessant gwesen waere, aber ich habe mich entschieden, erstmal zurueck zu kommen. Allerdings steht mein Entschluss weiterhin, diesen Mist in Deutschland nicht mehr mitzumachen. Ich koennte mir gut vorstellen hier in Siebenbuergen ein kleines Haus zu kaufen und auf Selbstversorgung umzusteigen. Ich habe einige Leute kennengelernt und das scheint tatsaechlich eine realistische Option zu sein.  Gestern habe ich, wie durch ein Wunder, tatsaechlich die  Strecke von der Donau bis nach Brasov zurueckgelegt, inklusive einer Bergtour durch die Karpaten.  In Brasov bin ich in der Jugendherberge abgestiegen, in der ich  vor drei Jahren nachts zum ersten Mal im Internet auf das Duo gestossen bin. Ich dachte es waere eine gute Idee, an den Ort zurueckzukehren wo alles begann. Und  dort habe ich jemanden getroffen, der gerade eine altes Gasthaus renoviert um es wieder fuer Gaeste herzurichten.  Dort koennte ich naechstes Fruehjahr unterkommen und fuer Verpflegung und ein kleines Entgeld bei der Renovierung helfen und mich nach einem Bauernhaus mit Umland umsehen, was so zwischen 3000 bis 5000 Euro kosten wuerde. 

Ihr seht, es bieten sich hier Optionen fuer ein Leben jenseits dessen, was man in Deutschland fuer moeglich haelt. 

Wenn da nicht diese eine Frau waere, staend meine Entscheidung fest, aber so weiss ich nicht wie es weitergeht. Gut, das wird die Zeit zeigen, wer weiss, wer noch so Lust auf ein Leben jenseits von Stadt und Konsum hat. Wenn naechstes Jahr erstmal die Wirtschaftskrise richtig hereinbricht... Jeder der sich ein bisschen mit der Geschichte beschaeftigt hat und 1 und 1 zusammenzaehlen kann, weiss eh wie es jetzt weitergeht, wenn die demokratische Fassade nicht mehr in der Lage ist die eigentlichen Machtverhaeltnisse zu kaschieren. Naja, vielleicht bin ich ja auch nur ein bisschen paranoid und die bauen den Polizeistaat nur aus Spass an der Freud auf. Wir werden sehen... Ich hab jetzt jedenfalls mit eigenen Augen gesehen und erlebt, dass es ein anderes Leben gibt, habe Menschen kennengelernt, die zwar arm, aber gelassen und gluecklich sind. Wirklich, selten nur habe ich in Deutschland alte Menschen gesehen, die so harmonisch leben und so relaxt sind. Es erscheint mir kaum moeglich, dass zu beschreiben, das ist etwas was man erlebt haben muss. Vielleicht mag ja der ein oder andere naechstes Jahr mit hierherkommen. Das wird auch die Zukunft zeigen, jetzt will ich euch nicht mehr laenger von der Arbeit abhalten, ihr habt sicherlich genug zu tun und eine neue Regierung, die dafuer sorgt, dass das so bleibt :-)


Mittwoch, 23. September 2009

Am schwarzen Meer angekommen

Weiter gings Richtung schwarzes Meer. Abends wollte ich mir einen Platz im Maisfeld zum Schlafen suchen, aber das Moped kam trotz neuen Kolben nicht den Berg hoch. Auch mehrere Anlaeufe brachten nix. Ein Mann und sein Sohn hatten mich beobachtet und boten mir ihre kleine Huette am See an. Das war doch der richtige Ort um meinen Gebrurtstag in Ruhe ausklingen zu lassen. Ich blieb zwei Naechte und hatte Zeit meine Gedanken zu sammeln und ueber meine Zukunft nachzudenken. Ich beschloss, dass Constanzia der weiteste Punkt sein soll, den ich zuruecklege. Ich bin jetzt knapp einen Monat unterwegs und habe fast die Haelfte meines Geldes ausgegeben. (300 Euro) Das meiste fuer Benzin. Eigentlich muss ich nicht weiter reisen. Natuerlich waere Istanbul recht aufregend, aber das waren noch knapp 700 Kilometer, zusaetlich zu den knapp 3000 die ich gefahren bin. Dann reicht das Geld nicht mehr fuer den Rueckweg. Will ich zurueck? Nur wegen der Leute, besonders dieser einen Frau, die ich jetzt fast mein halbes Leben kenne. Ach wenn man die nur ueberzeugen koennte hierher zu ziehen. Das Leben in Deutschland ist so unnoetig kompliziert. Hier in Rumaenien waere es viel angenehmer. Nicht komplett anders, keine ganz fremden Kulturen, die vielleicht auch nur solange faszinierend sind, bis ich sie ganz verstehe. Eher wie bei uns, aber ohne die deutsche Ordnung, Sauberkeit, Pflicht und was da sonst noch einem alles das Leben schwer macht. Am liebsten haette ich hier mein kleines Haus, hier in Rumaenien. Hier gibts alles was man braucht, nur keine Arbeit. Die Rumaenen leben aber auch ohne Lohn ganz gut, Wohnen und Essen ist nicht das Problem, Geld braucht man sie nur fuer Zigaretten und Benzin. Das erste kann man selbst anbauen, auf das zweite kann man verzichten. Die Rumaenen sagen Baumaterial waere spottbillig, aber das Bauland teuer. 8000 Euro fuer 500 qm neu erschlossenes Bauland in der Naehe der Hauptstadt sind zwar fuer einen Rumaenen viel Geld, aber fuer einen Deutschen erschwinglich. Ich hab auch schon Bauland fuer die Haelfte gesehen und kann mir vorstellen, dass es weiter abseits noch billiger ist.

Wie auch immer, ich bin jetzt in Constanzia und bleibe noch ein paar Tage hier, ich denke ich werde mich demnaechst nach Siebenbuergen aufmachen und mir weiter dieses faszinierende Land ansehen. Viele Gruesse euch zuhause, vielen Dank fuer die Geburtstagsgruesse und wenn euch das Leben in Deutschland zu kompliziert vorkommt, vergesst nicht: Es ginge auch anders ;-)

Erledigt in Alexandria und Bukarest

Bei einer netten Bauernfamilie wachte ich auf und konnte endlich mal ins Internet, naja, ich entschied mich wieder um und beschloss direkt ans schwarze Meer zu fahren und dort meinen Geburtstag zu verbringen. Aber wie ueblich, kaum fasst man einen konkreten Plan und gibt sich Zeitdruck, klappt nix mehr.
50 Kilometer vor Bukarest war wieder das Presslufthammerartige "Klopfen" aus dem Motor zu hoeren, das die letzten Tage bereits zwei Mal aufgetreten war und zum ersten Mal zu hoeren war, als ich gerade Mainz verliess. Ich hielt das fuer die Kette, die am Motor schleift, wenn die Maschine nicht mehr laeuft. (Durch die verbogene Motoraufhaengung stimmt die Kettenspannung nicht mehr)
Diesmal ging aber nichts mehr, selbst nachdem ich gewartet hatte, bis der Motor abgekuehlt war. Frustriert schob ich die Maschine an den Strassenrand. Ein aelterer Mann hatte mich beobachtet und fing gleich an den Vergaser auszupusten und die Zuendkerze zu schrubben. Er hatte selbst drei Simsons gehabt.
Doch das brachte nix. Die Zuendkontakte blieben als einziges uebrig. Klar die hatte ich noch nie nachgestellt. Eigentlich eine leichte Sache, aber beim Duo so bloed zu erreichen, dass man sich voellig verrenken muss. Ich lag also in Huehnerdreck und Bier (hab ne Dose versehentlich zerquetscht), fummelte mit Fuehllehre und Tschenlampe rum, um mich rum eine Horde Kinder, die sich ueber meine mangelhaften Rumaenischkenntnisse kaputtlachten, die Polizei war auch schon da und es wurd dunkel. Da kam ein verrueckterr Mechaniker vorbei. Doch der wechselte auch nur hektisch eine Zuendkerze nach der anderen und die Kinder sprangen abwechselnd auf den Kickstarter. Der alte Mann, der mir zuerst geholfen hatte, sah meine Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation und nach vielem wilden Geschrei, zog der Mechaniker und die Kinderhorde ab.
Ich schob mein Moped in den Hof und bekam ein Bett fuer die Nacht.
Am naechsten Morgen wurde ich von Feuerknistern geweckt. Wird schon alles seine Ordnung haben dachte ich und tatsaechlich, es war nur das Ehepaar beim Palinka (Pflaumenschnaps) brennen. So sah ich endlich mal wie das gute Stoeffchen hergestellt wird (Foto).

Auch das Wechseln der Zuendkontakte brachte nix und auch der Versuch das Duo zum Laufen zu bringen indem man es mit dem Traktor surch den Ort zieht war leider sinnlos, wenn auch aufregend. Mein Gastgeber meinte, dass wohl der Kolben kaputt sei und tatsaechlichm voellig ruiniert, der Kolben hatte oben regelrechte Loecher und die Kolbenringe fielen mir entgegen. Also Kolben und Zylinder eingepackt und auf nach Bukarest. Per Anhalter fahren ist hier eigentlich kein Problem, aber da ich voellig oelverschmiert, unrasiert und verbabscht war, nahm mich niemand mit. Also Autobus.

Im Bus schlug dann der Palinka ein, ich hatte gut einen Viertelliter, halb vor, halb nach dem Fruestueck getrunken und ich schlief ein. Kurz vor Bukarest schreckt ich schweissgebadet hoch und sah ein Schild Autoservice und eine Strassennamen der derjenige sein konnte, der auf meinem Zettel stand. Mein Gastgeber hatte mir einen Meschanker namends Michu empfohlen, der mir vielleicht helfen koennte und den , sowie meine benoetigten Teile auf einen Zettel geschrieben. Doch der Bus hielt nicht an und ich musste mir im Zentrum ein Taxi nehmen. Das fuhr mich zweihundert Meter und warf mich vor irgeneiner Werkstatt raus. Einen Michu kannte hier keiner. Ich ging also die sehr, sehr lange Strasse entlang und fragte ueberall nach autoservice und Micha, aber keiner wusste es. Eine Frau meinte, ich muesste ganz weit laufen, da koennte es sein. Jaja, ich kann mir ungefaehr denken wo das ist, zwei Kilometer vor der Stadt, was ich vom Bus aus gesehn hab, dachte ich.

Das war dann so ungefahr der Tiefpunkt. In einer riesigen Stadt samstags einen Mechankier namends Micha finden, knapp 40 Euro in der Tasche, die wohl kaum reichen wuerden und keine Aussicht vor Mittwoch mehr Geld auf der Bank zu haben (Jaja, hundertfach abgesichert, das bringts). Ausserdem hatte ich Durchfall, keine Zigaretten und Durst.

So langsam lernst du also die Realitaet kennen. Wie willst du dir diesmal die Situation schoenreden, fragte ich mich. Wahrscheinlich verbringst du die naechsten Tage vergeblich hier in der Stadt, bezahlst dann deine Hotelrechnung und faehrst mit dem Zug nach Hause, weil dein Geld alle ist. Gut dann bist du wenigstens frueher zuhause bei der Frau, die dich liebt. Also, vielleicht liebt. Na, also: geht doch.

Waehrend ich also die immer abgefuckter werdende Strasse entlangging, Saft trank und Zigaretten rauchte stellte ich fest, dass mein verdrecktes Aeusseres auch seine Vorteile hat. Den fuer einen veriirten Touristen hielt mich niemand. Vielleicht etwas overdressed, den die Leute gingen mir aus dem Weg und beaeugten mich aengstlich.

Schliesslich erreichte ich das Ende der Strasse ohne den Punkt zu erreichen den der Bus passiert hatte. Ganz am Ende war eine Autowerkstatt, aber auch hier gabs keinen Micha. Naja, das Wort Simson hatte wenigstens schonmal einer gehoert. Ich stand etwas ratlos herum, dann versuchte ich es nochmal indem ich meine Zylinder rumzeigte. Das half: "Nu Micha, Michu!". Einer schrieb mir einen Strassennamen auf. Ich sollte wieder zurueck gehen und dann "left,left", wobei er immer nach rechts zeigte. Nungut, ich fand schliesslich eine Strasse deren Name zumindest die gleichen Konsonanten, wie die aufgeschriebe hatte. Dort fand ich schliesslich das Haus in dem Michu wohnen sollte, wurde aber gleich wieder von einer schreienden Frau mit langen Zotteln, Che Guevara - Kappe, ohne Zaehne aber der groessten Axt die ich je in der Hand einer Frau gesehen hatte, verjagt.

Zuguterletzt fand ich dann doch Michu, keine Ahnung ob es der war, den mir mein Gastgeber empfohlen hatte, aber er fuehrte mich in einen Raum voller Zylinder und Kolben. Hier war ich richtig.

Der Sohn des Mechankiekers, heizte mit nem BMW zurueck auf den Bauernhof, holte meinen Motor, in der Werkstatt wurde er von den Metallstuecken, die darin waren, befreit , ausgeschliffen und ein neuer Kolben verbaut. Ich bekam zu Essen, Wein und einen Ersatzkolben und wurde zurueck gefahren. Geld wollte er uebrigens nicht haben.
Abends erzaelte ich dem Ehepaar meine Geschichte und soweit ich das verstand, sagte der Mann zur Frau: "Der kann kaum Rumaenisch und faehrt mit nem Zettel auf dem Michu steht nach Bukarest, kommt nach ein paar Stunden zurueck mit nem reparierten Motor und hat keinen Pfennig bezahlt." Dann lachten die beiden Alten noch eine Weile, bevor sie schlafen gingen.






Unterwegs nach Sueden

Weiter gings durch die Karpaten. In den Bergen war ich dem Regen grade nochg entkommenm jetzt schuettete es vollends. Und mittem im Wald gings dann ploetzlich nicht mal mehr den kleinsten Huegel hoch. Super, mittem im tiefen Wald, es wird schon dunkel und keine Moeglichkeit irgendwo mein Zelt aufzubauen, wo man nicht gleich gesehen wird. Oder sollte ich vielleicht bei den Mercedes und den zwei Zelten nachfragen, ob meins dazu stellen kann?
Es entpuppte sich als gute Idee, wir haben am Feuer gesessen, ich bekam ne Menge Gegrilltes und weil die Vier am naechsten Tag nach Hause fuhren, gabs noch ne Menge Vorraete, die immer noch nicht aufgebraucht sind. Manchmal fuehlt man sich ja als Deutscher verpflichtet die Leute darauf hinzuweisen was sie zu machen haben. Aber wie soll man erklaeren, dass wir unseren Plastikmuell nicht in den Grill werfen, sondern andere dafuer bezahlen ihn zu verbrennen und dann den Strom von ihnen zu kaufen um damit unseren gesunden Elektrogrill zu betreiben. Also sagte ich nix und es schmeckte sehr lecker.
Am naechsten Tag wurde das Moped gewartet (Auspuff mit Benzin gefuellt und angezuendet, Luftfilter gereinigt und Zuendkerze zurechtgebogen. Siehe da, alles wieder in Ordnung. Im Nachhinein stellen sich die Sachen die nach einem Problem aussehen, immer als gut heraus. Immerhin hatte ich jetzt mehr zu essen als ich brauchte und nette Leute kennengelernt.

Ich entschied mich spontan um und beschloss direkt nach Istanbul zu fahren und mir Siebenbuergen fuer den Rueckweg aufzuheben. Ich schlief mal wieder ne Nacht im Moped, was gehtn wenn man die richtige Position gefunden hat und die Tankbelueftung zuklebt. Kaum war ich aus den Karpaten draussen wurd es gleich 10 Grad waermer.
Allerdings ist der Sueden nicht ganz so lauschig: Viele Industrieanlagen und kaum Waelder. Das Uebernachten im Zelt war kaum moeglich, denn sobald man jemand fragt, ob man sein Zelt hier aufstellen darf wird man eingeladen. Ueberhaupt sind die Leute hier sehr freundlich und ausserhalb der Staedte winkt jeder zweite einem zu.

Dienstag, 15. September 2009

Raus aus Babylon, endlich in Romania

Buona Seara,

wo soll ich anfangen? Rumanien ist wirklich ein tolles Land, aber das wusste ich ja bereits. Ich hab die letzten Tage wahrscheinlich hunderte von Blogbeitraegen entworfen, aber jetzt faellt mir keiner ein. Die ersten Tage wollte ich noch was ueber Serbien und Afghanistan schreiben, aber das mach ich ein anderes Mal. Ich hab beim letzten Internetbesuch den Fehler gemacht bei der Tagesschau vorbeizusurfen, wo alle ganz ueberrascht waren, dass dort Leute ums Leben kommen. Nur weil Frauen und Kinder schlecht als Verdaechtige durchgehen, so ne Aufregung. Hallo, da ist Krieg. Ich hoer unseres Aussenminister gewordesnes kleineres Uebel fast bis hier schreien: <Wollt ihr den totalen Friedenseinsatz?> Naja, hab mich ziemlich darueber aufgeregt, vor allem war es praesent, weil Belgrad hier um die Ecke liegt, ihr wisst schon, da wo unser grosser Erzfeind wohnt, den wir im 20. Jahrhundert dreimal kraeftig eingeheizt haben.
Aber das ist bei euch bestimmt alles schon wieder Schnee von gestern, jetzt gehts wieder um Opel und U-Bahnschlaeger.

Naja, ich hab die letzten Tage viel interessantes erlebt, aber ich fuerchte das runterzuschreiben waere langweilig. Also nur ein paar komprimierte Infos.
Der Norden Rumaeniens ist erstaunlich trocken, kaum war ich ueber die Grenze von Ungarn wurd es 10 Grad waermer. Zusammen mit dem Mais und den vielen spanischen Woertern, wird man den Eindruck in Mexiko zu sein nicht ganz los. Auch sonst ist manches seltsam hier, die Frauen tragen ab nem bestimmten Alter Kopftuecher, obwohls Christen sind, die Arbeitslosigkeit ist gigantisch hoch, aber Essen und Wohnen kostet meist nix, weil die meisten ihr eigenes Haus haben und ihre Nahrung selbst anbauen.

Mein Handy ist uebrigens gleich weg gewesen als ich in Rumaenien ankam. Ich wurde von Zigeunern ausgeraubt, von Baeren verpruegelt und dann fielen die Kanibalen ueber mich her... Nein, ich habs zum Aufladen eingesteckt und dann vergessen. Abends als es mir dann eingefallen ist, hatte ich auch keine Lust mehr nochmal die 50 Kilometer zurueck zufahren, war eh nicht mehr viel Geld drauf, das Handy selbst hat 5 Euro gekostet und man muss auch mal verzichten koennen.

Dann gings die alte Route 66 lang bis zum Para-Teng Gebirge. Bei Petrosani (Heiliger Petrus) besuchte ich den Bauern Galatan und seine Familie, die wir (Knotter und ich) vor drei Jahren kennengelernt haben. Ich platzte natuerlich voll in ein Familienfest und wurde mit Huehnchen und Pflaumenschnaps abgefuellt.
Dannach gings dann weiter zur Cabana Russo, wo ich mein Vehikel dann stehen lassen musste. Ich bin ueberascht, wie weit mich die Maschina getragen hat, aber irgendwann wurde die Steigung zu krass. Da ich ohnehin 200 Meter weiter jemanden fragen wollte, ob ich die Kleine irgendwo unterstellen koennte, fragte ich grad die Leute dort, wo mein Moped die Weiterfahrt verweigerte. Es stellte sich als idealer Stellplatz heraus. Weiter gings dann per Anhalter, natuerlich wurde ich vom ersten Auto mitgenommen, es gehoert einer huebschen jungen Rumaenin, bei der ich grad diesen Blog schreibe.
Zu Fuss gings dann gestern weiter zum Lake Mija, ein Gletchersee, den wir vor drei Jahren vergeblich besuchen wollten. Diesmal bekam ich ihn zu sehn, auch wenn ich mich beim Aufstieg mehrmals verfluchte. Mittlerweile bin ich schon nach ein paar Metern voellig am Ende, nix mehr gewoehnt, aber schliesslich kam ich doch an. Die letzte Nacht verbrachte ich draussen mit viel Wind und Feuer. Ueber mir zogen im Zeitraffer die Wolken vorbei und ich nutzte diesen fantastischen Ort um mal tief in mich zu gehen, mir Fragen ueber Sinn und Ziel meines Lebens zu stellen, usw. Ihr kennt das. Auf jedenfall ein lohnenswerter Trip, der Ausflug zum Mija.
So jetzt gehts weiter, ich werd wohl als naechtes Richtung Siebenbuergen fahren.
Rumaenien ist echt faszinierend, ich weiss gar nicht ob ich noch weiter weg fahren will. So long, ich geniesse hier meine Freiheit, vergesst ihr eure nicht ;-)

Mittwoch, 9. September 2009

Auf nach Rumánien!

Gestern hab ich endlich mal ein Lagerfeuer gemacht und stundenlang am Feuer gechillt.
Dadurch hab ich heut mal bis um 11 geschlafen. Wer mich kennt wird mir kaum glauben, dass ich hier draussen meist um acht aufstehe und frúh schlafen geh, aber das ergibt sich so. Ausserdem habe ich hier nicht das Gefúhl, dass ich den Tag úber was verpasse, so dass ich den Schlaf rauszőgern músste.

Achja, ich muss mein Bild von Ungarn doch ein bisschen ergánzen. Es gibt hier ein paar kleine Unterschiede. Zum Beispiel Feuerholz holen ist was ganz anderes als in unseren durchforsteten Wáldern. In ner Viertelstunde hat ich genug fúr einen abend zusammengesucht.
Auch meine Motoraufhángung hat mir jemand kostenlos geschweisst. Hier ein Bild von dem netten Automechaniker:
Hoffenlich hált die diesmal lánger als 600 Kilometer. Ich versuche mőglichst vorsichtig úber die Feldwege zu fahren. Eigentlich músste man mal den Motor ausbauen und die ganze Aufhángungschoose richtig solide machen. Aber wáhrend bei uns jeder sagen wúrde dass der Motor raus muss bevor das Schweissgerát auch nur angefasst wird, lassen sich hier die Leute nicht drauf ein. "Das geht so". Gut wenns geht, dann gehts, oder fáhrt.
Das Problem mit der Motoraufhángung geht auf meinen Unfall zurúck, als ich damals das Moped fast fertig hatte, aber fúr die Fahrt zur Uni missbraucht hatte. (Den einen Schein brauch ich noch, haha) Selbst schuld, den dafúr war das Duo nie gedacht, das war damals fúr mich das Zeichen, dass ich nicht mehr lánger meine Zeit an der Uni verschwenden darf und endllich los muss.
Hier bin ich also, endlich unterwegs und vielleicht in zwei Tagen schon in Rumánien.
Bis denn dann!

Dienstag, 8. September 2009

Immer noch Balaton



Hallo Leute,

ich bin immer noch am Plattensee. Is ja teurer als Sylt, ich dachte Balaton = Ballermann, aber das war wohl n Irrtum. Naja, mein letzter Blogeintrag hat 7 Euro gekostet, deswegen jetzt wieder nur kurz. Die Affen hier nehmen hier sogar Eintritt fúr den Strand. Auf dem Campingplatz hátt ich diesmal sogar zahlen mússen, da die richtige Schranken ham. Naja, hab mein letztes Geld fúr Essen ausgegeben und mich abseits von dem Rummel in die Berge zurúckgezogen. Dort war ich drei Tage, jetzt wird hoffentlich bald Geld eintreffen.
Dann fahr ich weiter nach Rumánien.
Ungarn ist nach Tschechien ein regelrechter Rúckschritt. Is alles wie in Deutschland hier. Was natúrlich nicht nur schlecht sein muss...
Aber eigentlich wollte ich ja ma raus aus dem Mist hier. Interessanter wár bestimmt die Strecke úber die Slowakei gewesen.
Naja, bin auch sogut wie weg, sobald Geld fúrs Benzin da ist, gehts nach Rumánien. Grússe an alle und Sorry, dass ich nicht auf eure Mails antworte, aber muss mir meine letzten Forint einteilen, bis Geld da ist. Wenn jetzt immer noch kein Geld da ist, fahr ich nochmal ein, zwei Tage in die Berge. Hab noch 1ooo Forint, hm, ich glaub ich kauf mir davon Zigaretten. Bis denn dann'

Samstag, 5. September 2009

Bin am Plattensee!!!

Nach meinem letzten Posting fuhr ich abends auf nen Campingplatz und blieb dort drei Naechte, was nicht ganz so geplant war.
Einen Tag verbrachte ich beim Wálder durchstreifen. Dabei musste ich immer an diese gefaerliche Zecke denken gegen die man sich impfen lassen muss, wenn man hierher fáhrt...
Daran hátt ich nicht gedacht, selbst wenn ich alle Impfungen gemacht hátt.
Aber mich hat keine gebissen, soweit ich das sagen kann...

Was wirklich beeindruckend war, ist die Stille hier. Als Stadtmensch, zu dem ich ja auch irgendwie geworden bin, weiss man das garnicht mehr zu schátzen. Den Campingplatz hatte ich eher zufállig gefunden, als ich ein paar Einheimische nach dem Weg fragte. Andere hatten sich diesen Ort wahrscheinlich tagelang
extra ausgesucht, ein romantisch schoenes Seengebiet mit Schloessern und Burgen. Soweit ich das sagen kann, waren die Háuser fast alle Ferienháuser. Die Tschechen machen hier wohl gerne Urlaub.







Den náchsten Tag verbrachte ich mit dem Warten vom Moped (Schrauben nachziehen), ich war immerhin schon 1000 Kilometer gefahren.
Ausserdem hatte ich mir nen Platten geholt, als ich Montagabend schnell mir nen Platz am Waldrand suchen wollte. Von wegen Waldweg, das war eher ne Schuttpiste. Klar dass ma da steckenbleibt und n Reifen platzt. Aber wozu hab ich sonst soviele Reifen dabei?

Gestern fuhr ich dann endlich weiter , durch den Rest Tschechiens, durch die Slowakei und nach Ungarn. Es regnete den ganzen Tag und die ganze Nacht. Heute Nacht habe ich dann im Auto geschlafen, was nicht sehr bequem war. Ich tráumte wirres Zeug, in dem ich stándig aus einem Traum erwachte und mich im náchsten Traum befand. Naja jetzt bin ich wohl wach (glaub ich).

Heute morgen gings dann durch Győr, was genauso aussah, wie sichs anhőrt, zumindest wenn man klatschnass ist, Kopfweh aber dafúr keinen Kaffee getrunken hat. 20 Kilometer nach Győr trank ich dann meinen Kaffee und erklomm die letzten Berge vorm Plattensee. Und schliesslich bin ich endlich da, und genau dann kam auch die Sonne raus...
Muss jetzt Schluss machen, Internet is hier teurer als n Mittagessen. Úbrigens meine Ausgaben bisher: Genau 100 Euro.

Dienstag, 1. September 2009

Tief im tschechischen Wald

Ne Stunde nach meinem letzten Eintrag bin ich ueber die tschechische Grenze gefahren.
Sofort wurden die Strassen schlechter und ich bin erstmal durch den Wald nach Primda. 15 Kilometer weiter, weg von all den Sexclubs und Bordells und erstmal rein in die naechste Wiese bis das Moped steckenblieb.
Am naechsten Tag wollt ich in Bor ins Internetcafe, aber Bor war wesentlich kleiner als gedacht, also weiter nach Pilsen.
Meine Googlemapkarten sind ja ganz gut, aber die Ortsnamen kann ich mir keine 10 Sekunden merken. Grad bin ich zum Beispiel in Jindřichův Hradec. Echt, die koennten sich ja mal ordentliche Namen geben, so wie Wuerges, Brechen, Gau-Algesheim oder Strinz-Strinitatis.
Naja, so machte ich unfreiwillig einen Riesenbogen um Pilsen und war zwei Tage am Berge hochklettern. Gestern musste ich sogar schieben, als ich mich in den Doerfern um Nepomuk {Endlich mal ein vernuenftiger Name} verfuhr. In Nepomuk hab ich auch Geld gewechselt: 45 Euro reichen wohl. Bisher habe ich vor allem fuer Benzin Geld ausgegeben {60 Euro}, ansonsten 15 Euro fuer Lebensmittel und 4 Euro fuers schweissen der Motoraufhaengung.
Ich werd heut versuchen n Campingplatz zu finden, so langsam koennt ich ne Dusche gebrauchen. 5 Tage ohne duschen, aber dafuer Schlamm und Oel hinterlassen ihre Spuren. Die Leute gucken schon ganz komisch wenn ich sie nach dem Weg frag.
Mein Moped erregt hier uebrigens noch mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland, alle fragen nach dem Fabrikat. "Ahh, Sim-Sohn, Tak" Kennen sie hier alle.

So ich muss weiter, Bilder hochladen geht hier nicht, die kommen n andermal.
Mir gehts richtig gut, ich hoffe euch auch, bis die Tage.

Hier bin ich grad:


Größere Kartenansicht

Samstag, 29. August 2009

Scheisse, alles vorbei!

- Hab ich für n Moment gedacht, als mir die hintere Motoraufhängung abgerissen ist.
Davor bin ich gut durchgekommen, hab Donnerstag abend meine Oma, Tante und Onkel besucht, deren Campingplatz auf dem Weg lag, und hab Freitag knapp 200 Kilometer zurückgelegt. Dann bei Neustadt wurde meine Maschine plötzlich von einem schweren Zittern erfasst und ich hielt an.
Es sah nicht gut aus: Die hintere Aufhängung war zur Hälfte ab, dadurch wackelte der Motor bei jedem Gangeinlegen, die Kettenspannung war weg und das Ganze nicht mehr fahrbar. Klar läßt sich das Schweissen, aber natürlich war es Freitag abend...
Sollten diejenigen die meinten, ich käme nichtmal aus Deutschland raus, doch Recht haben? Natürlich nicht. Kurze Zeit später fand ich zu meinem Mut zurück, die Aufhängung konnte ich zusammenstecken und die anderen Schrauben so fest anziehen, dasses erstmal hielt. Ich fuhr noch ein paar Kilometer bis es dunkel wurde und fand einen schönen Nachtplatz.
Heute löste sich die Verschraubung wieder, so dass ich mir was einfallen lassen musste. Ein Metallstück, von dem ich vor drei Tagen gedacht hab: "Nimms mit, wer weiß für wasses gut ist", war die Lösung. Ich habs also geschafft und fürs erste ist die Kleine wieder flott. Jetzt gehts erstmal weiter nach Tschechien, dort werde ich mir die Aufhängung anschweissen lassen. Mein unfreiwilliger Aufenthalt hatte aber auch einen Vorteil: Ein Bauer der Obst und Gemüse verkaufte, schenkte mir einen Sack voll Äpel, Birnen und Radieschen, so dass mein Mittagessen gesichert war.
Euch zuhause alles Gute, der nächste Eintrag folgt aus Tschechien, bis denn dann.



Letztes Dorf vor der Grenze

Geschafft - bin dann ma weg

Nicht Dienstag, auch nicht Mittwoch, sondern erst Donnerstag bin ich dann endlich losgekommen. Es kam nochmal alles erdenkliche zusammen um mich aufzuhalten: Fuss verstaucht, Verträge nur mit zusätzlichem Aufwand kündbar, usw.
Ich bin jetzt trotzdem einfach los. Ich bitte alle, die ich noch sehen wollte, bevor ich fahre um Entschuldigung, aber ich musste jetzt einfach los, sonst wär ich nie weggekommen.

Mittwoch, 19. August 2009

"Sie sind dann raus aus dem System"

- "Das klingt gut" antworte ich der Bibliotheksangestellten und 10 Minuten später habe ich meine Exmatrikulationsbescheinigung in der Hand. Zusammen mit meiner ersten (und letzten) 1,0 in einer Hausarbeit. Das Thema: Immanuel Kant. Lange hatte ich mich geweigert mich überhaupt mit Kant zu beschäftigen. Als ich es dann tat, ging es mir wie vielen, die Kant verstanden hatten: Ich musste mein Leben beenden.
Was natürlich nur für Narren den Tod bedeutet, schließlich kann man ein Leben beenden und ein Neues starten, auch ohne physischen Tod und Wiedergeburt.
Für mich bedeutet das vor allem nicht mehr länger Dinge zu tun die ich für falsch halte. Das ist einem vernunftbegabten Wesen unwürdig. Und die Würde des Menschen ist das einzig höhere Gut. Aber genug mit Kant, hier jemand der das Gleiche formuliert und dessen Worte ich jedem eindringlich ans Herz legen möchte:

Samstag, 15. August 2009

So gut wie weg...


So, seit dem 1. August bin ich endlich meine Wohnung los.
Der Plan war eigentlich jetzt noch 2 Wochen Geld zu verdienen. Naja, das mit den Plänen hatten wir schon... ;-)
Keiner weiß warum, aber die Firma hat grad keine Aufträge, obwohl Hauptsaison ist.
Egal, Geld ist eh Scheisse. Hauptsache es reicht für Benzin und Reis.
Außerdem passte es ganz gut, am Moped war noch n bisschen was zu schrauben. Ich hab n neues Dach konstruiert und einen Dachgepäckträger gebastelt.

OK, jetzt endlich mal was über mein Baby, das mir die Reise überhaupt erst möglich macht:

Technisch gesehen handelt es sich um einen Versehrtenfahrzeug aus solider sozialistischer Produktion.
Sie vereint die Vorteile von PKW und Moped:
Ein festes Dach überm Kopf schützt vor Wind und Wetter, lässt sich aber bei Bedarf öffnen.
Genug Platz für Gepäck, aber geringe Unterhaltskosten.
70 Euro Versicherung im Jahr.
Keine Steuern, kein TÜV.
3,5 Liter Benzingemisch (mit extra viel Öl) auf 100 Kilometern.

Die 50 CCM - Maschine leistet 3,6 PS die über das linke Hinterrad voll auf die Straße gebracht werden.

Reperaturen sind leicht selbst durchführbar, der Motor zur Not beliebig austauschbar und alles andere durch haushaltsübliche Teile ersetzbar.

Ich hab die Kleine in ebay gekauft und war lange (sehr lange) mit der Restaurierung beschäftigt. Dafür kenn ich aber jetzt jede Schraube.

Ansonsten, sie ist ein Jahr älter als ich, sehr laut, manchmal schwierig zu kontrollieren, aber gerade das macht viel Spaß. Ihren Geruch mag ich auch.

Und weils jetzt endlich losgeht, hier das Lied, bei dem einst - vor langer Zeit - die Idee für die Reise entstand.

Dienstag, 16. Juni 2009

Noch fast zwei Monate

So, kleiner Update,

Die Kleine fährt zumindest. Die Wohnung ist gekündigt.
Die ersten Hunderter sind angespart.

Alles nicht ganz so weit wie ich wollte.


Tja, so ist das mit den Plänen. Könnt ich n Lied von singen.




Eben bin ich zu meinem Moped gegangen und es sieht aus wie zugeschissen.
Ich hatte ein paar Stellen mit Acryl zugespachtelt, bei herrlichem Sonnenschein.
Und natürlich gabs dann richtig Regen, jetzt ist alles mit rostigem weißen Schleim überzogen. Früher hätt ich mich totgeärgert, diesmal musste ich lachen.

Ich hab mich ja dran gewöhnt. Ich verplan mein Leben nicht mehr.
Klar hab ich Ideen, Visionen und Träume. Die geb ich auch nicht auf.
Aber sie müssen direkt angegangen werden und nicht auf morgen verschoben werden.

Sag ich und bin immer noch hier. Aber net mehr lang.
Abgesehen davon, genieße ich die Zeit gerade.
Seit ich vor drei Monaten mein Leben wieder ma komplett umgeschmissen hab, gehts mir richtig gut. Alle Sicherheiten an die ich mich geklammert habe ich zugunsten von Freiheit aufgegeben. Und das war das beste was ich je gemacht hab.
Das Leben hat viel zu bieten, wenn man machen kann was man will. Wenn einem Zeit zu Gedanken bleibt, die sich nicht um Job und Scheisse drehen, wenn man es endlich wieder schafft auf diese Stimme zu hören, die dir sagt was du willst und nicht was andere von dir wollen.

Schaun mer mal!

Montag, 8. Juni 2009

Halbzeit - Es fehlt immer was

Zwei Monate sind vergangen und ich bin immer noch hier.
Aber die Wohnung ist gekündigt. Ab dem 1. August ist mein Moped mein Zuhause.
Das fährt übrigens und ist sogut wie fertig.

Montag, 23. März 2009

Worum es hier geht:

Seit über zehn Jahren steht für mich fest, dass ich einmal diese große Reise machen möchte: Auf den eigenen Rädern in ferne Länder fahren. Sich selber einen Eindruck anderer Kulturen machen, das Alltagsleben dort kennenlernen und und herausfinden, ob die Menschen, jenseits von Großstadt und Konsumwahn glücklicher sind.
Und wie ging das besser als mit dem eigenen Fahrzeug?

Auch wenn ich diesen Traum nie aufgegeben hatte, plötzlich ist man fast dreißig und hat "noch nix gemacht im Leben".

Also: jetzt wird nicht mehr drumrum geredet, erst noch dieses und jenes machen und dann - irgendwann...
Jetzt gehts los.

ummn, na fast: das Fahrzeug wird noch fertiggemacht und ein bisschen Geld muss auch noch aufs Konto. Aber dann gehts los. Diesmal wirklich.
Meinen dreißigsten Geburtstag im September werde ich nicht mehr hier verbringen. Und den Winter auch nicht. Mal sehen, wie weit man in einem Jahr kommt.